Liebe Unterstützer*innen
In dieser aussergewöhnlichen Zeit ist die Verbreitung guter Neuigkeiten besonders wichtig. Mit grosser Freude dürfen wir euch mitteilen, dass nach unserem Aufruf Mitte März 64`000 CHF an Spendengelder bei aid hoceingegangen sind! Wir sind überwältigt von eurer Solidarität mit den Geflüchteten. Gerne berichten wir euch, was dank der Spenden bisher bereits erreicht werden konnte.
1. Medizinische Grundversorgung
Die Corona-Pandemie stellt für das medizinische System der ägäischen Inseln mit ihren überfüllten Flüchtlingslagern eine immense Herausforderung dar. Die Arbeit der medizinischen NGOs wird durch den strikten Lockdown zusätzlich erschwert.
Lesbos
Die Insel Lesbos hat bereits mehrere Fälle des neuen Coronavirus zu verzeichnen, auch wenn kaum getestet werden kann. Die Testproben müssen nämlich zur Analyse stets nach Athen geschickt werden. Es ist eine Frage der Zeit bis die Pandemie die 20’000 Flüchtenden in Europas grösstem Camp Moria erreicht. Mit 6-7 Familien pro Zelt oder Container ist Abstand halten schlicht unmöglich. Die sanitären Anlagen sind völlig unzureichend und die Wasserversorgung reicht seit langem nicht mehr aus, so dass täglich während mehreren Stunden die Leitungen trocken liegen. Auch die Spitalkapazität der Insel ist klein und nur mit einer Hand voll Intensivbetten ausgestattet.
Mehrere in Moria tätigen NGOs haben sich zur Pandemievorbereitung zusammengeschlossen. Refugee4Refugees konnten wir mit 4000 Euro beim Bau von 20 Isolationsbarracken zur Unterbringung von bis zu 80 am Coronavirus erkrankten Personen unterstützen.
Die NGOs Kitrinos Healthcare und Boat Refugee Foundation betreiben eine Grundversorgerklinik in Moria mit mehreren hundert Patienten täglich. Mit rund 10’000 Euro konnten wir ihre fundamentale Arbeit unterstützen. Das Geld wird eingesetzt für Medikamente und medizinisches Material, Schutzkleidung und Masken für die medizinischen Helfer*innen, Desinfektionsmittel, das Einrichten zusätzlicher Wasserstellen, Aufklärungsarbeit bezüglich Hygienemassnahmen und Krankheitssymptomen, die Evakuierung der Risikopopulation und die Planung eines zusätzlichen Feldspitals für Erkrankte.
Samos
Auf der Insel Samos sind glücklicherweise noch keine Fälle des neuen Coronavirus bekannt, was durch die komplette Abriegelung der Insel hoffentlich so bleiben wird. Trotzdem ist eine Vorbereitung auf einen möglichen Coronavirus-Ausbruch unumgänglich. Unsere langjährige Partnerorganisation MedEqualiTeam unterstützen wir weiterhin monatlich beim Betrieb der Grundversorgerklinik für die 7’500 Geflüchteten. Mit weiteren 5’000 Euro beteiligten wir uns einerseits an zusätzlichen Medikamentenausgaben. Andererseits benötigen einige im Team, bestehend aus freiwilligen Ärzt*innen, Pflegefachpersonen, Übersetzer*innen und weiteren Helfer*innen, finanzielle Unterstützung, da sie aufgrund des Lockdowns viel länger als geplant im Einsatz bleiben.
2. Rechtsberatung
Anfang
März öffnete die Türkei ihre Grenzen zu Griechenland, worauf viele
Flüchtende nach Europa einzureisen versuchten. Die griechische Regierung
reagierte mit der vorübergehenden Ausserkraftsetzung des Asylrechts.
Neu ankommende Asylsuchende sollten schnellstmöglich wieder abgeschoben
werden – ohne Asylverfahren. Griechenland brach dadurch internationales
und europäisches Recht. Seit Anfang April werden Asylanträge wieder
regulär bearbeitet. Die Wichtigkeit einer unabhängigen Rechtsberatung
für Flüchtende wurde dadurch aber erneut unterstrichen.
Mit 5000 Euro unterstützten wir die NGO Better Days,
welche sich unter anderem für die Familienzusammenführung von
unbegleiteten Minderjährigen auf Lesbos mit ihren Familien in anderen
europäischen Ländern einsetzt. Aktuell betreut Better Days in diesem Projekt etwa 1’000 Kinder und Jugendliche.
Legal Centre Lesvos setzt
sich ebenfalls seit Jahren für die Rechte der Flüchtenden auf Lesbos
ein. Menschen, welche im März nach Ausserkraftsetzung des Asylrechts
ankamen, brauchen nun dringend Rechtshilfe. Nur so besteht die Chance
Abschiebungen ohne vorgängiges Asylverfahren zu verhindern. Dafür
übernimmt aid hoc einen Grossteil der Finanzierung für die
Anstellung eines zusätzlichen griechischen Rechtsanwaltes bis Ende Jahr
(7500 Euro). Dies stellt in dieser Situation die effektivste und
nachhaltigste Art der Rechtshilfe dar.
Auf Samos führen wir ausserdem die finanzielle Unterstützung unserer Partnerorganisation Avocats Sans Frontières weiter.
3. Weitere Investitionen
Unsere langjährige Partnerorganisation Refugee4Refugees ist
neben Lesbos (siehe oben) auch auf Samos tätig. Das Team auf Samos
konnten wir in dieser aussergewöhnlichen Situation zusätzlich mit 2500
Euro unterstützen und somit dazu beitragen, dass ihre wertvolle Arbeit
weitergeführt werden kann. Zuletzt am Osterwochenende führten sie
beispielsweise mit Spezialbewilligung eine gross angelegte Verteilung
von Windeln, Hygieneartikeln und Kleinkindernahrung durch.
Watershed Foundation ist
die wichtigste NGO im Bereich Wasserversorgung und Sanitäranlagen im
Camp Moria auf Lesbos. Obwohl, aufgrund der massiven Überbelegung des
Flüchtlingslagers, in den letzten Monaten mehrmals verheerende Brände
sogar Todesopfer forderten, wurde das defekte Brandschutzsystem im Camp
von offizieller Seite nicht repariert. Um das Brandrisiko zu reduzieren,
entschied sich die Watershed Foundation mit unserer
finanziellen Unterstützung von knapp 4000 Euro das nötige Material
selbst zu besorgen und das Brandschutzsystem eigenhändig zu reparieren.
Dieser Ausnahmezustand ist noch lange nicht vorbei… Zum grossen Glück hat das neue Coronavirus die grossen Empfangslager auf den griechischen Ägäisinseln (offiziell) noch nicht erreicht. Unsere Partnerorganisationen tun ihr Bestes, um sich auf diesen drohenden Notstand vorzubereiten, und wir stehen ihnen weiterhin zur Seite. Wir evaluieren weiterhin vor Ort und durch engen Kontakt mit unseren Partnerorganisationen, wie eure Spenden am sinnvollsten und effektivsten eingesetzt werden können.
Auch in der Schweiz sind wir und andere Organisationen aktiv. Kürzlich unterschrieb aid hoc sowie 80 weitere Schweizer NGOs einen gemeinsamen Osterappell an den Bundesrat und das Parlament zur dringenden Evakuierung griechischer Flüchtlingslager. Denn gemeinsam können wir mehr bewirken! Unterschreibt auch ihr die Petition unter evakuieren-jetzt.ch.
In diesem Sinne ein herzliches Dankeschön für eure grossartige Unterstützung, ohne welche unsere Hilfe nicht möglich wäre.
Liebe Grüsse
Euer aid hoc-Team