Med’EqualiTeam, Refugee4Refugees und Advocats Sans Frontières France

Spendet auch am diesjährigen Kulturfestival vom 2.-20. Juli in St. Gallen wieder euren Depotbecher für aid hoc, während ihr schöne Musik und feines Essen geniesst! Wir freuen uns auf euren Besuch und danken den Veranstaltern für diese Gelegenheit.

Seit wir euch anfangs Mai das letzte Mal per Newsletter informiert haben, hat der Sommer Einzug gehalten und mit den stabileren Wetterbedingungen wurde ein stetiger Anstieg der neu ankommenden Boote auf den griechischen Inseln verzeichnet. Von den 294 Booten mit 2684 Flüchtenden, die es seit Anfang Jahr bis zu den ägäischen Inseln (Lesbos, Chios, Samos, Kos, Leros) geschafft haben, kamen allein im Mai 90 Boote an. Nicht zu vergessen ist der tragische Fakt, dass seit dem Inkrafttreten des EU-Türkei-Deals 2016 ein beträchtlicher Teil der Boote von der türkischen Küstenwache abgefangen wird, bevor sie europäisches Gewässer erreichen. Seit Anfang Jahr wurden 520 Boote von der türkischen Küstenwache gestoppt und über 16`000 Menschen verhaftet.

Das einzige Camp auf Samos hat offiziell Platz für 650 Personen und ist mit 4232 Flüchtenden massiv überbelegt (Stand 23.06.19). Im letzten Newsletter, den ihr wie alle vergangenen Berichte auf unserer Homepage aidhoc.org nachlesen könnt, haben wir über die nun zahlreicheren Projekte verschiedener NGOs auf Samos berichtet. Seit Mai unterstützt aid hoc vor allem folgende drei Partnerorganisationen: Med’EqualiTeam, Refugee4Refugees und Advocats Sans Frontieres.
Dank Jonas Härter, der nach wie vor für aid hoc vor Ort ist, können wir stets in grösstmöglichem Masse den sinnvollen und verantwortungsvollen Einsatz eurer Spendengelder garantieren.

 

Med’EqualiTeam
Die von der französischen Ärztin Sophie Gédéon geleitete Grundversorger-Klinik, in der im Januar auch Daniela Güdel ärztlich tätig war, konnte unter anderem Dank eurer grossartigen finanziellen Unterstützung ihre Räumlichkeiten und damit auch ihre Dienste ausbauen. Es werden im Schnitt täglich 80 Patienten behandelt. Den gesundheitlichen Bedürfnissen der Frauen im Camp gerecht zu werden, stellt aus mehreren Gründen eine besonders grosse Herausforderung dar. Die Frauen trauen sich aus Angst vor Übergriffen kaum ihr Zelt zu verlassen und die Klinik aufzusuchen. Den Frauen fehlt es oft an grundlegenden Kenntnissen über Sexualität, Verhütung, Geschlechtskrankheiten, Stillen etc. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Themen extrem mit Scham behaftet sind. Aus diesem Grund führt Med’EqualiTeam seit einiger Zeit erfolgreich Gruppenkurse in Frauengesundheit durch und versucht so auch, die unglaublich hohe Rate an ungewollten Schwangerschaften im Camp zu reduzieren.
Wir unterstützen das Projekt monatlich mit 1500 CHF. Das Geld wird unter anderem in Miete, Unterkunft für die freiwilligen Helfer*innen sowie Medikamente und medizinisches Verbrauchsmaterial investiert. Dank der Med’EqualiTeam-Klinik kann auf Samos eine würdevolle medizinische Grundversorgung für die Flüchtenden angeboten werden, sodass das lokale Spital für die wirklichen Notfälle funktionsfähig bleibt und auch weiterhin Kapazität hat, die lokale griechische Bevölkerung zu versorgen.

Med’EqualiTeam

 

Refugee4Refugees (R4R)
Von der Projektvielfalt dieser von Samos nicht mehr wegzudenkenden NGO haben wir euch schon mehrmals berichtet. R4R betreibt das einzige Lagerhaus der Inseln, von dem alle Sachspendenverteilungen ausgehen. In ihrem Freeshop werden Kleider und Hygieneartikel inklusive Windeln an die Flüchtenden abgegeben. Kürzlich wurde eine Verteilung von Kinderwagen organisiert und alle Kinder des Lagers wurden mit Schuhen eingedeckt. Alle Neuankommenden erhalten ein Paket mit einem Grundstock an Kleidern und Hygieneartikeln sowie einen Schlafsack und Abfallsäcke. Dies ist besonders wichtig, da von offizieller Seite her ausser dürftigen Mahlzeiten nichts an die Flüchtenden abgegeben wird und die wenigsten über finanzielle Mittel verfügen.
Weiterhin hat R4R ein Stück Land in der Nähe des Camps gemietet und führt dort in Zusammenarbeit mit anderen NGOs Spiel- und Sportaktivitäten für die Campbewohner*innen durch.
Zum grossen Fest am Ende des Fastenmonats Ramadan organisierte R4R Spielaktionen für die Kinder, Geschenkpakete sowie Musik und Essen für alle.
Da die Helfer*innen bei R4R zu einem beträchtlichen Teil selbst als Flüchtende nach Europa gekommen sind, ist die zusätzliche externe finanzielle Unterstützung fundamental, um all diese grossartigen Projekte überhaupt umsetzen zu können und dafür geeignete Räumlichkeiten und Fahrzeuge zu mieten. Aid hoc unterstützte die Projekte von R4R seit Anfang Jahr mit rund 11’000 CHF.

 

Hilfsgüter Lagerhaus

Advocats Sans Frontières France
Die französische NGO betreibt eine kostenlose Rechtsberatung für Flüchtende, da es auf Samos keinen offiziellen Rechtsdienst gibt. Der Service von Advocats Sans Frotnieres umfasst Informationsanlässe zum Asylprozedere, juristisch beglaubigte Übersetzungen wichtiger Dokumente (z.B. medizinische Zertifikate), Anzeigeerstattung nach Erfahrung von Gewalt oder sexuellen Übergriffen im Camp, Begleitung der Flüchtenden zu den Asylinterviews, Erkennen vulnerabler Fälle (z.B. LGBT) und anderes. Des Weiteren veranstaltet die Gruppe Informationsanlässe zu eben diesen Themen für alle anderen freiwilligen Helfer auf Samos und stellt so sicher, dass mehr bedürftige Menschen an ihre Dienste weiter verwiesen werden. Aid hoc unterstützt diese wertvolle Arbeit mit knapp 900 CHF monatlich.

Um fortlaufend Spendengelder zu sammeln und die Bevölkerung der Schweiz für das traurige Schicksal dieser Menschen und den unwürdigen Umgang mit ihnen durch die EU zu sensibilisieren, sind wir auch im Raum St. Gallen stets aktiv.

Macht Gemein Sinn – Kulturlandsgemeinde vom 4.-5.05.2019
Ergibt Gemeinsinn Sinn oder ist doch eher der Eigensinn die Lösung unserer Probleme – dies war das Thema der diesjährigen Kulturlandsgemeinde des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Wir wurden hierzu eingeladen, um einen Einblick in unsere humanitäre Unterstützungsarbeit zu geben und kritisch die Funktion der Voluntäre, der SpenderInnen und der Gesellschaft zu hinterfragen. Im Rahmen einer Fotoausstellung mit Bildern aus dem berüchtigten Camp in Samos, die für einmal nicht nur die schockierenden Missstände zeigten sondern auch den Alltag und die schönen Momente im Leben in dieser unfreiwilligen Gemeinschaft, durften wir an vielen spannenden Diskussionen teilhaben und uns auch auf kritische Fragen einlassen. So konnten wir den Besucherinnen und Besucher der Kulturlandsgemeinde einen kleinen Einblick in unsere Arbeit in Griechenland geben.

Wie eingangs erwähnt sind wir auch dieses Jahr am Kulturfestival in St. Gallen wieder fleissig dabei leere Becher zu sammeln. Den Erlös aus dem Depot der gespendeten Becher fliesst in die Unterstützung der Projekte auf Samos. Die Konzertreihe dauert noch bis am 20. Juli und wir würden uns sehr freuen den einen oder die andere von euch dort zu treffen!